Der Hanf (11)
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    Geschichte: Viele Jahrhunderte lang pflanzten europäische Kleinbauern im Sommer Faserpflanzen an, die sie dann im Winter verarbeiteten.
   Der Niedergang der europäischen Naturfaserlandwirtschaft begann ab 1850 durch die damalige Globalisierung: Nach der Erfindung der "Cotton Gin"-Baumwoll-Bearbeitungsmaschine in den USA wurde amerikanische Baumwolle viel preiswerter - insbesondere, da man nun massenhaft billige (Sklaven-) Arbeitskräfte aus Afrika holte. Die Lohnkosten wurden hierdurch so gedrückt, dass die Baumwolle trotz der Entfernungen auch in Europa billiger angeboten wurde, als die dort lokal erzeugten Fasern (Hanf, Wolle und Leinen).

   Zwar konnte man Hanffasern bald so bearbeiten, dass sie sich wie Baumwolle anfühlten, doch wegen der hohen europäischen Lohnkosten setzte sich dieses Verfahren nicht durch. Bei den Schiffstauen kam die Konkurrenz aus "Britisch-Indien", wo die Engländer mit sehr geringen Lohnkosten Jute erzeugten, die sie dann nach Europa holten. Die Jute war zwar gröber und weniger haltbar als Hanf, aber deutlich billiger.
   Während die "Baumwoll-Barone" auf den Südstaaten-Plantagen in immer grösserem Luxus lebten, verlendeten die kleinbäuerlichen Weber in Europa. Gegen die Sklavenarbeit im warmen Süden der USA und gegen die indischen Billigarbeiter konnten sie nicht konkurrieren - selbst dann nicht, wenn sie ein ebenso elende Leben führten: Europa hat ein relativ kaltes Klima - hierdurch benötigt ein Mensch zusätzliche Aufwendungen für Winterkleidung und Feuerholz.
   In Deutschland kam es zu den "Weberaufständen", während die Arbeitslosen in Frankreich die neuen Fabrikhallen stürmten, und die Textilmaschinen mit ihren Holzschuhen ("Sabots") zertrümmerten - dies nannte man dann "Sabotage"! Als die Regierungen die Aufstände nierderschlugen (oft blutig mit Hilfe des Militärs) kam es schliesslich zu Auswanderungswellen und nationalistischen Abschottungsbewegungen.

   Um 1850 wurde schliesslich der Holzschliff und die chemische Zellstoffaufbereitung erfunden. Damit wurde der Hanf auch in seiner Funktion als bisher wichtigster Papierrohstoff verdrängt. Zwar ist Hanf pro Hektar fast viermal so ertragreich wie Wald, doch Hanf muss angebaut werden, während Wald quasi kostenlos zu Verfügung stand: Zuerst in den Wäldern Europas und Nordamerikas, und dann global. Auch heute ist Schwachholz, das als Nebenprodukt bei der Durchforstung anfällt, deutlich billiger als Hanf.

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